Postwachstum als neuer entwicklungspolitischer Kompass
Die Klima- und die Biodiversitätskrise gehören zu den grössten Herausforderungen. Wir müssen einen Weg finden, damit sich unser gesellschaftliches, wirtschaftliches und politisches Handeln mit den planetaren Grenzen vereinbaren lässt. Doch wie gehen wir damit um, dass gleichzeitig Millionen Menschen rund um den Globus von extremer Armut betroffen sind? Wie sollen die globalen Ziele der Agenda 2030 und damit der Zugang zu Wasser, Strom, Bildung und gesunder Ernährung garantiert werden? Armutsbetroffene Menschen weltweit benötigen nicht ein Weniger an Wirtschaftswachstum, sondern eine massive Verbesserung ihrer Lebensgrundlage und die Sicherung ihrer Lebensbedürfnisse. Was heisst dies für die Entwicklungspolitik, für die Entwicklungszusammenarbeit, für den Konsum, für unser gesellschaftliches Zusammenleben und für unsere kulturellen Selbstbilder? Auf diese Fragen werden im neuen Almanach Entwicklungspolitik facettenreiche
Analysen und Antworten geliefert. Sie gehen von der Prämisse aus, dass soziale Ungleichheit und Umweltverbrauch in allen Gesellschaften, ob im Norden oder im Süden, stark miteinander verbunden sind - und dementsprechend in Nord und Süd entlang der jeweiligen Verantwortung angegangen werden müssen. Wir brauchen ein anderes Verständnis von Wachstum: ein Wachstum an Solidarität, Empathie und Gerechtigkeit innerhalb der Gesellschaft und in der internationalen Zusammenarbeit, ein Wachstum der Klimaschutzmassnahmen und die Reparatur der Biodiversität. Eine so verstandene Postwachstumsgesellschaft ist nicht ein Weg zurück in eine vergangene Zeit, sondern der hoffnungsvolle Beginn eines Weges in die Zukunft.