Dieser Band zeichnet erstmals ein Gesamtbild des römischen Zürich in der Mittel- und Spätkaiserzeit vom 1. bis 5. Jahrhundert. Er zeigt den Aufschwung, den die Kleinstadt am Ausfluss des Zürichsees erfuhr, und wie sie vom Lindenhofhügel hinab an die Limmat wuchs und sich auf deren rechtes Ufer ausdehnte. Etwa 200 Jahre lang prosperierte Turicum als Zollstation an der Transportroute von den Bündner Alpen in die nördlicheren Rheinprovinzen und als regionales Handelszentrum. Dann setzte eine Zeit des Umbruchs ein, in der sich die Bevölkerung in das neu errichtete Kastell im alten Siedlungskern auf dem Lindenhof und seine Umgebung zurückzog. Danach dünnen die Spuren aus und verweisen vage auf neue Siedlungsformen. Die Darstellung beruht auf der Sichtung und Neuauswertung der sehr heterogenen Dokumentationen und Materialien aus über 200 archäologischen Grabungen mit mittel- und spätkaiserzeitlichen Siedlungsspuren. Die Bündelung der Funde und Befunde nach topographischen und funktionalen Aspekten ermöglichte es, grabungsübergreifende Phasen zu definieren und viele Strukturen absolut zu datieren. So entstand ein räumlich und zeitlich differenziertes Bild der Siedlungsentwicklung. Ergänzt wird dieses Bild durch eine Untersuchung zur Landschaftsgeschichte, eine Auswertung der Münzfunde - insbesondere eines spätrepublikanischen Aureus - sowie durch Studien zum römischen Zollwesen, zur Graffitikultur und zu den Wandmalereien. Eine umfassende Auswertung des Goldschmuckfunds von Zürich-Oetenbach samt Materialanalysen rundet die Arbeit ab. Das Resultat ist ein facettenreiches Bild Turicums und seines gesellschaftlichen Lebens im 1. bis 5. Jahrhundert. Der neu vorliegende Band schliesst an Band 39 (Zürich in der Spätlatène- und frühen Kaiserzeit, 2009) an. Zusammen bilden die beiden Werke den Rahmen, in den alle künftigen Funde und Befunde zum keltischen und römischen Zürich einzuordnen sein werden.