Esoterik ist Mode und ein großes Geschäft. In der Bundesrepublik beschäftigen
sich Millionen Menschen aktiv mit den Ideen und Praktiken des New Age.
Eine der ältesten esoterischen Strömungen ist die Anthroposophie. Im deutschsprachigen
Raum bilden ihre Anhänger die am besten organisierte und einflußreichste
Gruppe. Die 'Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland e.V.', die zentrale
Organisation, hat etwa 20.000 Mitglieder. Als Multiplikatoren fungieren
Waldorfschulen, in denen mit staatlicher finanzieller Unterstützung rund
70.000 Schülerinnen und Schüler anthroposophisch indoktriniert werden.
Im Mittelpunkt des Buches steht die Auseinandersetzung mit den Ideen Rudolf
Steiners, dem Begründer und großen Guru der Anthroposophie, sowie der aktuelle
Einfluß dieser esoterischen Richtung. Peter Bierl unterzieht Menschenbild
und Geschichtsinterpretation, Erkenntnistheorie und Heilslehre sowie die
Vorstellung von Karma und Seelenwanderung und ihre Folgen für die Waldorfpädagogik
einer kritischen Analyse. Die Lehren von Karma und Wiedergeburt, von ewigen
Kreisläufen und göttlichen Hierarchien erweisen sich als antihumanistisch
und irrational. Sie legitimieren Entsolidarisierung und Sozialdarwinismus.
Scheinbar sanft und historisch unbelastet sind diese Lehren geeignet, autoritäre
bis faschistische Entwicklungen ideologisch vorzubereiten.